Kreuzstich im Geist der Renaissance
 
 

Im Kapitel über den Kreuzstich in der frühen Neuzeit  ist bereits dargelegt worden, aus welchen Gründen in dieser Zeit eine deutliche Zunahme an Kreuzstichstickereien zu verzeichnen ist, die von Frauen der Oberschichten und der Mittelschicht ausgeführt wurden. In diesem Kapitel sollen weitere Faktoren hinzugefügt werden, die sich aus auf England beschränkten Untersuchungen ergeben und für andere europäische Länder – möglicherweise außer Frankreich - nicht in dem Maße oder vielleicht gar nicht zutreffen. Jedenfalls sind sie nicht in dem Umfang untersucht worden, wie es für die hier im Mittelpunkt stehenden Stickereien der Maria Stuart (Mary, Queen of Scots , *1542-+1587) und der Bess of Hardwick (Elizabeth Talbot, Countess of Shrewsbury, *1527-+1608) geschehen ist.

 

Von Mary Stuarts und Bess of Hardwicks Stickereien sind mehr als 100 bestickte Stoffstücke erhalten, was auf die Qualität der Ausführung der Stickereien wie auch auf die Tatsache, dass sie durch die soziale Stellung der beiden Damen als besonders bedeutend angesehen wurden, zurückzuführen ist.[1] Ihre Arbeiten sind Teile einer neuen Blüte der englischen Stickerei, nachdem die Kriege des 14. und 15. Jahrhunderts zum Niedergang der berühmten opus anglicanum-Stickerei des Hochmittelalters beigetragen hatten.[2]

 

Die Stickereien sind zwischen 1569 und 1584 entstanden, als Mary Stuart sich als Gefangene Königin Elizabeths I. in der Obhut  von George Talbot, Earl of Shrewsbury, und seiner Frau Elizabeth, genannt Bess of Hardwick, befand. Sowohl Mary Stuart als auch Bess of Hardwick waren begeisterte Stickerinnen. Mary hatte während ihrer Ehe mit Franz II. von Frankreich Gelegenheit, herausragende Fähigkeiten im Sticken zu entwickeln, da ihre Schwiegermutter, Catarina de Medici, eine passionierte Stickerin war.  Bess war hingegen als Tochter einer Familie des niederen Landadels aufgewachsen. Trotz der Unterbrechung der großen Tradition Englands in Stickereien war das Sticken immer ein Element der Erziehung von Töchtern aus adligem Hause bzw. Töchtern der Gentry geblieben.[3] Insofern war eine Grundlage gegeben, dass Bess von Hardwick, die letztlich als Bewacherin Marys fungierte, und Mary Stuart sich anfreundeten und gemeinsam arbeiteten. Zu den zusammen mit Mary Stuart und Bess von Hardwick stickenden Damen gehörten  Lady Mary Livingston und  Mrs. Mary Seton[4] - beide Ladies-in-waiting für Mary Stuart -, aber auch „a number of professional and amateur assistants“[5] aus Marys Bediensteten und gleichermaßen professionellen Stickern und anderen Beschäftigten aus der Dienerschaft Bess`.[6]  Dass eine zahlenmäßig so große Gruppe von Stickenden erforderlich war, um die Vorstellungen von Mary Stuart und Bess von Hardwick umzusetzen, ergibt sich aus einem Projekt, das 2014-2017 von der School of Ancient Crafts durchgeführt wurde: 33 Freiwillige bestickten 37 Leinenstücke nach den originalen Mustern des sogenannten Oxburgh Hangings und setzen sie dann zu einem Wandbehang zusammen. Dabei benutzten sie genau die Materialien, die im Original verwendet wurden und gebrauchten auch nur die Werkzeuge und Techniken, wie sie im 16. Jahrhundert üblich waren.  Für die Herstellung der Replik  waren 7.000 Arbeitsstunden erforderlich.[7]

 

Gestickt wurde im Kreuzstich oder halben Kreuzstich auf Leinen, wobei die einzelnen Leinenstücke mit Seidengarn in verschiedenen Farben sowie Gold- und Silberfäden bzw. vergoldeten Silberfäden bestickt und dann auf Samt aufgenäht wurden. Mary Stuart bevorzugte dieses Vorgehen, weil die kleineren Arbeiten auf einem Stickrahmen ausgeführt werden konnten, den man leicht von Raum zu Raum oder Ort zu Ort mitnehmen konnte.[8] Das Besticken von kleineren Leinenstücken, die dann später zu einem Behang zusammengesetzt wurden, war zu der Zeit von Mary Stuarts Gefangenschaft in England unbekannt, wohl aber gängig in Frankreich und besonders am französischen Hof. Die  Methode wurde bereits im Mittelalter angewandt und in der frühen Neuzeit mit dem Aufkommen des Bestickens weltlicher bzw. häuslicher Natur wiederbelebt.[9] Möglicherweise waren sie zunächst als Kissenbezüge oder Bettvorhänge  gedacht, bevor sie später zu Wandbehängen in der Größenordnung von bis zu 2 x 3 m zusammengesetzt wurden.[10]  Die einzelnen bestickten Leinenstücke zeigten Tiere und Pflanzen, die mit Inschriften und Symbolen kombiniert wurden. Mary Stuart und Bess von Hardwick kennzeichneten die von ihnen gestickten Stücke mit jeweils einem Monogramm: Mary Stuart kombinierte die Buchstaben MA mit einem darübergelegten griechischen Φ, während Bess of Hardwick die Buchstaben ES benutzte.[11] Betrachtet man die Form der Leinenstücke und die dargestellten Themen, so lassen sich drei Kategorien festmachen: zum einen große, auf den Behängen zentral angeordnete Quadrate mit Emblemen und einem lateinischen Text, dann kreuzförmige Stücke mit mit englischen Wörtern und Ausdrücken versehenen Darstellungen von Tieren und weiter achteckige Stücke mit Pflanzen und lateinischen Sprüchen.[12]  Verschiedene Formen für die zu applizierenden Stücke zu wählen, ist ebenfalls eine Tradition, die Mary Stuart aus Frankreich mitbrachte.[13]

 

 

Monogramm der Mary Stuart aus den Oxburgh Hangings, Umschrift mit Anagramm des französischen Namens Marie Stuvarte "sa vertue m´attire"

 

Monogramm der Bess of Hardwickmit der Umschrift George Elizabeth Shrewesburye

 

Die Vorlagen für die Stickereien stammten aus verschiedenen Büchern über Botanik und Naturgeschichte, die sich im Besitz Mary Stuarts befanden. Sie besaß unter anderem „Devises heroiques“ von Claude Paradin, „Le imprese heroiche et morali“ von Gabriele Simeoni, „Dialogo dell’imprese“ von Paolo Giovio und „Emblemata“ von Hadrianus Junius.[14] Vermutlich besaß sie auch „Historia animalium“ und „Historia Plantarum“ von Conrad Gesner und „De aquatilibus“ und andere Veröffentlichungen von Pierre Belon.[15]  Da keines dieser Bücher in einer englischen Übersetzung vorlag, muss man davon ausgehen, dass die hochgebildete Mary Stuart, deren Erziehung am französischen Hof auch das Erlernen mehrerer Sprachen beinhaltete, einen erheblichen Beitrag zu der Auswahl und Gestaltung der Vorlagen, zu denen jeweils auch Beschreibungen der Tiere bzw. Pflanzen gehörten, leistete.  Sie kannte die Symbolsprache und die Metaphorik ihrer Zeit gründlich und konnte sie nutzen um mithilfe von Emblemen ihren Stickereien Bedeutung zu geben, so dass ihre Stickereien nicht als Handarbeit betrachtet werden können, bei der es darum ging, die freie Zeit zu füllen.[16]

 

 

Thierbuch. Das ist eine kurze beschreybung aller vierfüssigen Thieren, so auff der erden und in wassern wonend, sampt irer waren conterfactur: alles zu nutz von gütern allen liebhabern der künsten, Artzeten, Maleren, Bildschnitzern, Weydleuten und Köchen, gestelt. Erstlich durch den hochgeleerten herren D. Cünrad Geßner in Latin beschriben, yetzunder aber durch D. Cünrad Forer zu mererem nutz aller mennnklichem in das Teutsch gebracht, und in ein kurze kommliche ordnung gezogen. Gedruckt zu Zürych bey Christoffel Froschouwer, im jar als man zalt MDLXXXIII (1583)
Einbändige Ausgabe von Conrad Gesners ursprünglich zweibändigem "Historiae Animalium" von 1551-1558

 

Dass Mary Stuart durch Symbole und Metaphern in ihren Stickereien versteckte Botschaften vermittelte, zeigt deutlich ihren Widerstand gegen die vollständige Überwachung während ihrer Gefangenschaft. Dass die Zeitgenossen dies auch verstanden, zeigt die Tatsache, dass 1572 ein von Mary Stuart gesticktes Emblem als Beweismittel in einem Prozess wegen Verschwörung gegen Elizabeth I. diente.[17] Hier sollen nur einige Beispiele für die politischen Aussagen der Stickereien vorgestellt werden.

 

Die in dem vorgenannten Prozess als Beweismittel herangezogene Stickerei ist das Mittelstück des sogenannten Oxbourgh Hangings, deren Einzelteile Mary Stuart zum Teil gemeinsam mit Bess of Hardwick entwarf . Die Stickerei zeigt eine aus dem Himmel heruntergreifende Hand, die einen trockenen Ast von einem Wein stock abschneidet. Das Motto lautet „Virescit vulnere virtus“[18]. Die Darstellung hat mehrere Bedeutungen: Zum einen könnte sie anspielen auf die Tatsache, dass Elizabeth I. keine Nachkommen hatte, während Mary Stuart den 1566 geborenen Sohn James hatte. Somit könnte hier die Aufforderung versteckt sein, die kinderlose Elizabeth durch die mit einem Sohn gesegnete Maria zu ersetzen, und das mit dem ausdrücklichen Segen Gottes, denn die aus dem Himmel heruntergreifende Hand ist als die Hand Gottes zu verstehen, der die Schicksale der Menschen lenkt. Eine andere Deutung ist die, dass der von Gott beschnittene Baum sowohl im Jenseits wie auch in der Welt von Gott bevorzugt wird, weil er kräftiger und stärker wird. Übertragen würde das bedeuten, dass die von Gott bevorzugte Maria immer mehr darauf vorbereitet ist, die Herrschaft zu übernehmen.[19] Beide Deutungen können als indirekte Aufrufe zur Rebellion verstanden werden, weswegen die Stickerei in dem Prozess gegen den Duke of Norfolk, mit dem Maria eine Heirat erwog, herangezogen wurde. Man kann sich natürlich auch auf die vordergründige Deutung beschränken, die den Begriff virtus mit Tugend übersetzt. Dann wäre die Aussage, dass durch das Ablassen von Bösem und von Irrwegen die Tugendhaftigkeit des Menschen nur gestärkt wird, so dass ihm Gottes Segen im Jenseits sicher ist. Angesichts der vielfachen politischen Aussagen anderer Teile des Behangs ist die letzte Deutung zwar mitzusehen, aber nicht die primär intendierte Aussage.

 

 

Mittelstück des Oxbourgh Hanging

 

So kann der Phönix in den sog. Oxbourgh Hangings zunächst einfach als ein Symbol aufgefasst werden, das in Erinnerung an Mary Stuarts Mutter, Mary of Guise, die dieses Symbol des im Tod verbrennenden und aus der Asche wiedergeborenen Vogels häufig verwendete, gebraucht wurde.[20] Der Phönix ist aber auch ein Symbol der Unsterblichkeit, so dass   Mary hier zum einen auf ihre katholische Religion anspielt, aber auch indirekt damit droht, dass ihre katholischen Verbündeten sie als eine Märtyrerin ansehen würden, falls ihr etwas zustieße, womit sie selbst unsterblich im Gedächtnis bleiben würde. Diese Deutung entspricht dem Motto „“En ma Fin gît mon Commencement” , das Mary kurz vor ihrer Hinrichtung auf eines ihrer Kleider gestickt hatte.[21]

 

 

Phönix, Teilstück aus dem Oxbourgh Hanging

 

Zu den einzeln überlieferten Stickereien gehört eine Katze, die mit einer Maus spielt. Die Katze hat ein rötliches Fell, was als eine Anspielung auf die rothaarige Königin Elizabeth I. gesehen werden kann. Sie spielt mit der wehrlosen, grauen Maus, als die sich Mary Stuart offensichtlich sieht.[22] Hier liegt eine subtile Beschreibung der Beziehung zwischen den beiden Königinnen aus Marias Sicht vor: Elizabeth missbraucht ihre Stellung als die Überlegene, indem sie die gefangene Maria grausam und willkürlich behandelt.

 

 

Stickpanel "Katze"

 

Eine klare politische Aussage enthält auch die Darstellung einer Schildkröte, die an dem Stamm einer gekrönten Palme heraufklettert. Das Motto lautet „Dat Gloria Vires“[23]. Hier steht die Schildkröte als ein Symbol für Geduld, Ausdauer und Weisheit, während die Palme den Triumph über die Sünde und den Tod darstellt. Somit kann diese Stickerei als Triumph der Geduld und Ausdauer Marias über die Sünde Elizabeths gedeutet werden, die belohnt wird durch die Krone, die die Schildkröte letztlich erreichen kann, zumal ihr ehrenhaftes Verhalten ihr Stärke verleiht. 

 

 

"Schildkröte" aus dem Oxbourgh Hanging

 

Die von Maria Stuart und Bess of Hardwick und ihren Bediensteten hergestellten Stickereien basieren nicht nur auf von der hochgebildeten Maria Stuart gewählten Vorlagen und Entwürfen. Auch Bess of Hardwick war trotz ihrer eher den Grundsätzen des Landadels folgenden Erziehung ein „product of the same Christian humanist culture as many of her elite contemporaries, and it was her sharp intellect […] that helped her win their praise.[24] Allerdings sprach Bess nur Englisch, so dass zu vermuten ist, dass sie sich den allergrößten Teil des erforderlichen Wissens durch Übersetzungen Maria Stuarts aneignete.[25] Unter Bess von Hardwicks Oberaufsicht wurden fünf große Wandbehänge angefertigt, von denen vier erhalten sind: Zenobia, Lucretia, Penelope und Artemis werden als Beispiele für die Fähigkeit von Frauen, eine politische bzw. moralische Führungsrolle  einzunehmen.[26] Mithilfe ihrer Kenntnisse der antiken Mythologie und Geschichte nahm Bess of Hardwick mit diesen Stickereien an der Debatte ihrer Zeit über das, was wir heute die Frauenfrage nennen würden, teil. Alle Wandbehänge sind nach dem gleichen Schema komponiert: drei Figuren befinden sich nebeneinander, getrennt durch ionische Säulen. In der Mitte wird jeweils die zentrale Figur der Mythologie bzw. Geschichte dargestellt, flankiert von zwei Figuren, die jeweils eine der hervorstechenden Tugenden personifizieren.[27]  Es wird angenommen, dass sich Bess selbst am meisten mit der Darstellung der Penelope identifizierte, die ebenfalls eine „weibliche“ Handarbeit dazu nutzte, um die Entscheidung über ihr Leben selbst zu treffen.[28] Edelmut, Tapferkeit, Besonnenheit, Großzügigkeit, Keuschheit, Beständigkeit, Treue, Beharrlichkeit und Geduld sind die Tugenden, die hier als Vorbilder für Frauen gezeigt werden. Sie sollen beweisen, dass Frauen sehr wohl imstande sind, sich für das Wohl ihrer Familie und ihres Landes erfolgreich einzusetzen.[29]

 

 

Darstellung der Penelope mit Constans und Patentia

 

Die Darstellungen der Stickereien, die von Mary Stuart und Bess of Hardwick entworfen wurden bzw. deren Entwurf von ihnen in Auftrag gegeben wurde, gehören jedoch – jedenfalls teilweise - nicht nur in den Kontext der Auseinandersetzung zwischen Elizabeth I. und Maria Stuart, sondern sie gehören insgesamt in den Geist der Renaissance: Wissbegierde und Wissensdurst kennzeichnen diese Epoche und gehören zum Menschenbild der Zeit. Dabei galt es insbesondere für Frauen, eine sozial akzeptable Balance zwischen Aneignung von Wissen und Teilnahme am öffentlichen Diskurs einerseits und Aufrechterhaltung ihrer Rolle als fleißige und fromme, auf das Haus ausgerichtete Frau zu erreichen. Grund für diese Schwierigkeit war, dass, ausgehend von der biblischen Erzählung, in der Lots Frau sich dem göttlichen Befehl widersetzt und sich auf der Flucht umdreht, um zu sehen, was mit Sodom und Gomorrha  geschieht, woraufhin sie zu einer Salzsäule erstarrt[30], Wissensdurst mit Neugier gleichgesetzt wurde und als eine speziell weibliche Schwäche gesehen wurde.[31] Dagegen wurde nach anfänglichem Zögern Wissensdurst bei Männern als sozial akzeptabel angesehen und gehörte zu den Merkmalen einer männlichen Elite.[32] Frauen fanden einen Ausweg aus ihrem Dilemma, indem sie die angeblich charakterbildende und moralisch wünschenswerte Handarbeit mit der Aneignung und Verinnerlichung von Wissen verbanden. Sie nutzten Illustrationen in vorwiegend naturwissenschaftlichen Büchern über die Tier- und Pflanzenwelt  sowie auch Figuren aus den wiederentdeckten Texten antiker Autoren für die Erstellung von Stickvorlagen, wobei sie Bilder mit einem Motto und/oder einem Text unterlegten, um komplexe Ideen auszudrücken.[33] Dabei mussten sie nicht nur auf die Illustrationen in den naturwissenschaftlichen Büchern zurückgreifen, sondern auch die Kommentare in diesen Büchern einbeziehen sowie mit anderen Quellen dieser Art vergleichen, um eine akkurate Darstellung zu erreichen. Die Umsetzung erforderte auch eine wohlüberlegte Wahl der Farben und des Stickmaterials.[34] Diese Arbeit setzte nicht nur die entsprechenden Ressourcen für die Bücher, sondern auch Bildung und Zeit und natürlich das oben bereits genannte Interesse an naturwissenschaftlichen Erkenntnissen voraus. Mary Stuarts und Bess of Hardwicks Stickereien spiegeln damit die zeitgenössischen Gewohnheiten bezüglich wissenschaftlicher Sammlungen wider.[35] Sie dienen aber gleichzeitig als Gedächtnisstützen, was ungemein wichtig war in einer Zeit, in der neue Erkenntnisse in schneller Folge gewonnen wurden und sich verbreiteten und in der es somit wichtig war, auf dem Laufenden zu bleiben, um am gelehrten Diskurs teilnehmen zu können. Man kann sie als „weibliche“ Gegenstücke zu den Kuriositätenkabinetten und den zahlreichen Notizbüchern der damaligen männlichen Welt sehen.

 

 

Darstellung und Beschreibung des Krokodils in Gesners "Historiae Animalium"

 

Krokodil, Stickerei aus dem Shrewsbury Hanging

 

 

Darstellung des Kranichs in Gesners "Historiae Animalium"

 

Darstellung des Kranichs im Shrewsbury Hanging

 

Zusammenfassend kann man durchaus sagen, dass die Stickereien der Maria Stuart und der Bess of Hardwick quasi eine die Regeln der Rollenverteilung in der Gesellschaft umstürzende Teilhabe an den ideellen Entwicklungen der Zeit propagieren und als Ermunterung an andere Frauen gesehen werden können, aus dem ihnen auferlegten Rollenbild auszubrechen. Inwieweit das gelungen ist, lässt sich nur schwer nachvollziehen, denn in den allermeisten Fällen ist nicht bekannt, wo Stickereien dieser Art aufbewahrt und über den Kreis der gemeinsam arbeitenden Frauen gezeigt wurden oder ob sie auf nicht öffentliche Bereiche eines Hauses beschränkt wurden, um eine Familie gegen politisch oder religiös orientierte Gegner nicht zu gefährden.[36] Man kann jedoch vermuten, dass Maria Stuart und Bess of Hardwick die den Stickereien innewohnende Botschaft sehr wichtig war. Sie benutzten, obwohl ihnen zahlreiche Helferinnen zur Seite standen, überwiegend den Kreuzstich, der es ihnen erlaubte, viele einzelne Teile in relativ kurzer Zeit anzufertigen und der somit den Absichten der beiden Damen gerecht wurde.

 



[1] Vgl. https://www.vam.ac.uk/articles/prison-embroideries-mary-queen-of-scots [abgerufen am 23.4.2023]

[2] Vgl. Morris, Francis: English Domestic Embroidery at the Metropolitan Museum of Art https://www2.cs.arizona.edu/patterns/weaving/articles/nb45_emb.pdf S.30 [abgerufen am 23.4.2023] 

[3] Vgl. ebda.

[4] LaBouff, Nicole: Embroidery and Information Management: The Needlework of Mary Queen of Scots and Bess of Hardwick Reconsidered.- In: huntington library quarterly  vol. 81, no. 3, S. 316

[5] Davidson, Peter: Review of Bath, Michael: Emblems for a Queen: The Needlework of Mary Queen of Scots,  London, 2008 https://www.euppublishing.com/doi/pdf/10.3366/inr.2010.0007 [abgerufen am 22.7.2023]

[6] Vgl. LaBouff, Nicole: An Unlikely Christian Humanist: How Bess of Hardwick (ca. 1527– 1608) Answered “The Woman Question”.- In: Sixteenth Century Journal XLVII/4 (2016), S. 852

[7] Vgl. Leaflet zur Ausstellung The Queen´s Embroideries in Edinburgh Castle: https://www.edinburghcastle.scot/media/1127/mqos-replica-embroideries-leaflet.pdf [abgerufen am 23.4.2023]

[8] Vgl. http://www.annatextiles.ch/publications/maria/maria.htm [abgerufen am 23.4.2023]

[9] Vgl. Wardle, Patricia: The Embroideries of Mary, Queen of Ascots: Notes on the French Background http://media.handweaving.net/DigitalArchive/articles/nb81_em1.pdf S. 4 ff.

[10] Vgl. https://www.vam.ac.uk/articles/prison-embroideries-mary-queen-of-scots [abgerufen am 25.7.2023]

[11] Vgl. Ebda.

[12] Vgl. LaBouff, Nicole: Ebroiodery and Information Management, a.a.O., S. 317

[13] Vgl. Wardle, Patricia: a.a.O., S. 9

[14] Vgl. LaBouff, Nicole: Embroidery and Information Management, a.a.O., S. 323

[15] Vgl. http://www.annatextiles.ch/publications/maria/maria.htm [abgerufen am 23.4.2023]  und https://www.vam.ac.uk/articles/prison-embroideries-mary-queen-of-scots [abgerufen am 23.4.2023]

[16] Vgl. Davidson, a.a.O.

[17] Vgl.Wardle, Patricia: a.a.O., S. 73

[18] Die Entschlossenheit/Tatkraft wird stärker dadurch, dass sie verwundet wird.

[19] Davidson, Peter:a.a.O.

[20] Vgl. Leaflet zur Ausstellung The Queen´s Embroideries in Edinburgh Castle: https://www.edinburghcastle.scot/media/1127/mqos-replica-embroideries-leaflet.pdf S. 2 [abgerufen am 23.4.2023]

[21] Vgl. https://olivialongueville.com/2016/02/09/mary-queen-of-scots-in-my-end-is-my-beginning/ [abgerufen am 25.7.2023] und https://erenow.net/biographies/maryqueenofscotsantoniafraser/23.php [abgerufen am 25.7.2023]

[22] Vgl. https://www.vam.ac.uk/articles/prison-embroideries-mary-queen-of-scots [abgerufen am 23.4.2023]

[23] Ehre gibt Kraft

[24] LaBouff, Nicole: An Unlikely Christian Humanist, a.a.O., S. 847

[25] Vgl. LaBouff, Nicole: An Unlikely Christian Humanist, a.a.O., S. 859

[26] Vgl. LaBouff, Nicole:  An Unlikely Christian Humanist, a.a.O., S. 857

[27] Vgl. https://www.theepochtimes.com/bright/remarkable-english-renaissance-wall-hangings-the-noble-women-3687465 [abgerufen am 22.7.2023]

[28] Vgl. LaBouff, Nicole: An Unlikely Christian Humanist, a.a.O., S. 857

[29] Vgl. LaBouff, Nicole: An Unlikely Christian Humanist, a.a.O., S. 858

[30] Vgl. Bibel, Altes Testament, 1. Buch Mose 19,26

[31] Vgl. Brooks, Mary M.: Performing curiosity: re-viewing women’s domestic embroidery in seventeenth-century England.- In: The Seventeenth Century 32 (2016) https://www.academia.edu/64733242/Performing_curiosity_re_viewing_women_s_domestic_embroidery_in_seventeenth_century_England [abgerufen am 21.7.2023]

[32] Vgl. Ebda.

[33] Vgl. Cawthorne, Sarah: Mary, Queen of Scots (1542–1587 CE), Elizabeth Talbot (1527–1608 CE) and members of the Queen’s household: The Oxburgh Hangings (1569–1585 CE).- In:   Wills, Hannah/Harrison, Sadie et al (Hrsg.): Women in the History of Science. A Sourcebook, London 2023, S. 71

[34] Vgl. Cawthorne, Sarah: a.a.O., S. 73

[35] Vgl. LaBouff, Nicole: Embroidery and Information Management, a.a.O., S. 319 ff.

[36] Brooks, Mary M.: a.a.O.