Kreuzstich im Geist der Renaissance | |
Im Kapitel über den Kreuzstich in der frühen Neuzeit
ist bereits dargelegt worden, aus welchen Gründen in dieser Zeit
eine deutliche Zunahme an Kreuzstichstickereien zu verzeichnen ist, die
von Frauen der Oberschichten und der Mittelschicht ausgeführt wurden. In
diesem Kapitel sollen weitere Faktoren hinzugefügt werden, die sich aus
auf England beschränkten Untersuchungen ergeben und für andere
europäische Länder – möglicherweise außer Frankreich - nicht in dem Maße
oder vielleicht gar nicht zutreffen. Jedenfalls sind sie nicht in dem
Umfang untersucht worden, wie es für die hier im Mittelpunkt stehenden
Stickereien der Maria Stuart (Mary, Queen of Scots , *1542-+1587) und
der Bess of Hardwick (Elizabeth Talbot, Countess of Shrewsbury,
*1527-+1608) geschehen ist. |
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Von Mary Stuarts und Bess of Hardwicks
Stickereien sind mehr als 100 bestickte Stoffstücke erhalten, was auf
die Qualität der Ausführung der Stickereien wie auch auf die Tatsache,
dass sie durch die soziale Stellung der beiden Damen als besonders
bedeutend angesehen wurden, zurückzuführen ist.[1]
Ihre Arbeiten sind Teile einer neuen Blüte der englischen Stickerei,
nachdem die Kriege des 14. und 15. Jahrhunderts zum Niedergang der
berühmten opus anglicanum-Stickerei des Hochmittelalters beigetragen
hatten.[2] |
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Die Stickereien sind zwischen 1569 und 1584
entstanden, als Mary Stuart sich als Gefangene Königin Elizabeths I. in
der Obhut von George
Talbot, Earl of Shrewsbury, und seiner Frau Elizabeth, genannt Bess of
Hardwick, befand. Sowohl Mary Stuart als auch Bess of Hardwick waren
begeisterte Stickerinnen. Mary hatte während ihrer Ehe mit Franz II. von
Frankreich Gelegenheit, herausragende Fähigkeiten im Sticken zu
entwickeln, da ihre Schwiegermutter, Catarina de Medici, eine
passionierte Stickerin war. Bess
war hingegen als Tochter einer Familie des niederen Landadels
aufgewachsen. Trotz der Unterbrechung der großen Tradition Englands in
Stickereien war das Sticken immer ein Element der Erziehung von Töchtern
aus adligem Hause bzw. Töchtern der Gentry geblieben.[3]
Insofern war eine Grundlage gegeben, dass Bess von Hardwick, die
letztlich als Bewacherin Marys fungierte, und Mary Stuart sich
anfreundeten und gemeinsam arbeiteten. Zu den zusammen mit Mary Stuart
und Bess von Hardwick stickenden Damen gehörten
Lady Mary Livingston und
Mrs. Mary Seton[4]
- beide Ladies-in-waiting für Mary Stuart -, aber auch „a number of
professional and amateur assistants“[5]
aus Marys Bediensteten und gleichermaßen professionellen Stickern und
anderen Beschäftigten aus der Dienerschaft Bess`.[6]
Dass
eine zahlenmäßig so große Gruppe von Stickenden erforderlich war, um die
Vorstellungen von Mary Stuart und Bess von Hardwick umzusetzen, ergibt
sich aus einem Projekt, das 2014-2017 von der School of Ancient Crafts
durchgeführt wurde: 33 Freiwillige bestickten 37 Leinenstücke nach den
originalen Mustern des sogenannten Oxburgh Hangings und setzen sie dann
zu einem Wandbehang zusammen. Dabei benutzten sie genau die Materialien,
die im Original verwendet wurden und gebrauchten auch nur die Werkzeuge
und Techniken, wie sie im 16. Jahrhundert üblich waren.
Für die Herstellung der Replik
waren 7.000 Arbeitsstunden erforderlich.[7] |
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Gestickt wurde im Kreuzstich oder halben
Kreuzstich auf Leinen, wobei die einzelnen Leinenstücke mit Seidengarn
in verschiedenen Farben sowie Gold- und Silberfäden bzw. vergoldeten
Silberfäden bestickt und dann auf Samt aufgenäht wurden. Mary Stuart
bevorzugte dieses Vorgehen, weil die kleineren Arbeiten auf einem
Stickrahmen ausgeführt werden konnten, den man leicht von Raum zu Raum
oder Ort zu Ort mitnehmen konnte.[8]
Das Besticken von kleineren Leinenstücken, die dann später zu einem
Behang zusammengesetzt wurden, war zu der Zeit von Mary Stuarts
Gefangenschaft in England unbekannt, wohl aber gängig in Frankreich und
besonders am französischen Hof. Die Methode
wurde bereits im Mittelalter angewandt und in der frühen Neuzeit mit dem
Aufkommen des Bestickens weltlicher bzw. häuslicher Natur wiederbelebt.[9]
Möglicherweise waren sie zunächst als Kissenbezüge oder Bettvorhänge
gedacht, bevor sie später zu
Wandbehängen in der Größenordnung von bis zu 2 x 3 m zusammengesetzt
wurden.[10]
Die einzelnen bestickten Leinenstücke
zeigten Tiere und Pflanzen, die mit Inschriften und Symbolen kombiniert
wurden. Mary Stuart und Bess von Hardwick kennzeichneten die von ihnen
gestickten Stücke mit jeweils einem Monogramm: Mary Stuart kombinierte
die Buchstaben MA mit einem darübergelegten griechischen Φ, während Bess
of Hardwick die Buchstaben ES benutzte.[11]
Betrachtet man die Form der Leinenstücke
und die dargestellten Themen, so lassen sich drei Kategorien festmachen:
zum einen große, auf den Behängen zentral angeordnete Quadrate mit
Emblemen und einem lateinischen Text, dann kreuzförmige Stücke mit mit
englischen Wörtern und Ausdrücken versehenen Darstellungen von Tieren
und weiter achteckige Stücke mit Pflanzen und lateinischen Sprüchen.[12]
Verschiedene
Formen für die zu applizierenden Stücke zu wählen, ist ebenfalls eine
Tradition, die Mary Stuart aus Frankreich mitbrachte.[13] |
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Die Vorlagen für die Stickereien stammten aus
verschiedenen Büchern über Botanik und Naturgeschichte, die sich im
Besitz Mary Stuarts befanden. Sie besaß unter anderem „Devises
heroiques“ von Claude Paradin, „Le imprese heroiche et morali“ von
Gabriele Simeoni, „Dialogo dell’imprese“ von Paolo Giovio und
„Emblemata“ von Hadrianus Junius.[14]
Vermutlich besaß sie auch „Historia animalium“ und „Historia Plantarum“
von Conrad Gesner und „De aquatilibus“ und andere Veröffentlichungen von
Pierre Belon.[15]
Da keines dieser Bücher in einer englischen Übersetzung
vorlag, muss man davon ausgehen, dass die hochgebildete Mary Stuart,
deren Erziehung am französischen Hof auch das Erlernen mehrerer Sprachen
beinhaltete, einen erheblichen Beitrag zu der Auswahl und Gestaltung der
Vorlagen, zu denen jeweils auch Beschreibungen der Tiere bzw. Pflanzen
gehörten, leistete. Sie kannte
die Symbolsprache und die Metaphorik ihrer Zeit gründlich und konnte sie
nutzen um mithilfe von Emblemen ihren Stickereien Bedeutung zu geben, so
dass ihre Stickereien nicht als Handarbeit betrachtet werden können, bei
der es darum ging, die freie Zeit zu füllen.[16] |
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Dass Mary Stuart durch Symbole und Metaphern
in ihren Stickereien versteckte Botschaften vermittelte, zeigt deutlich
ihren Widerstand gegen die vollständige Überwachung während ihrer
Gefangenschaft. Dass die Zeitgenossen dies auch verstanden, zeigt die
Tatsache, dass 1572 ein von Mary Stuart gesticktes Emblem als
Beweismittel in einem Prozess wegen Verschwörung gegen Elizabeth I.
diente.[17]
Hier sollen nur einige Beispiele für die politischen Aussagen der
Stickereien vorgestellt werden. |
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Die in dem vorgenannten Prozess als
Beweismittel herangezogene Stickerei ist das Mittelstück des sogenannten
Oxbourgh Hangings, deren Einzelteile Mary Stuart zum Teil gemeinsam mit
Bess of Hardwick entwarf . Die Stickerei zeigt eine aus dem Himmel
heruntergreifende Hand, die einen trockenen Ast von einem Wein stock
abschneidet. Das Motto lautet „Virescit vulnere virtus“[18].
Die Darstellung hat mehrere Bedeutungen: Zum einen könnte sie anspielen
auf die Tatsache, dass Elizabeth I. keine Nachkommen hatte, während Mary
Stuart den 1566 geborenen Sohn James hatte. Somit könnte hier die
Aufforderung versteckt sein, die kinderlose Elizabeth durch die mit
einem Sohn gesegnete Maria zu ersetzen, und das mit dem ausdrücklichen
Segen Gottes, denn die aus dem Himmel heruntergreifende Hand ist als die
Hand Gottes zu verstehen, der die Schicksale der Menschen lenkt. Eine
andere Deutung ist die, dass der von Gott beschnittene Baum sowohl im
Jenseits wie auch in der Welt von Gott bevorzugt wird, weil er kräftiger
und stärker wird. Übertragen würde das bedeuten, dass die von Gott
bevorzugte Maria immer mehr darauf vorbereitet ist, die Herrschaft zu
übernehmen.[19]
Beide Deutungen können als indirekte Aufrufe zur Rebellion verstanden
werden, weswegen die Stickerei in dem Prozess gegen den Duke of Norfolk,
mit dem Maria eine Heirat erwog, herangezogen wurde. Man kann sich
natürlich auch auf die vordergründige Deutung beschränken, die den
Begriff virtus mit Tugend übersetzt. Dann wäre die Aussage, dass durch
das Ablassen von Bösem und von Irrwegen die Tugendhaftigkeit des
Menschen nur gestärkt wird, so dass ihm Gottes Segen im Jenseits sicher
ist. Angesichts der vielfachen politischen Aussagen anderer Teile des
Behangs ist die letzte Deutung zwar mitzusehen, aber nicht die primär
intendierte Aussage. |
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So kann der Phönix in den sog. Oxbourgh
Hangings zunächst einfach als ein Symbol aufgefasst werden, das in
Erinnerung an Mary Stuarts Mutter, Mary of Guise, die dieses Symbol des
im Tod verbrennenden und aus der Asche wiedergeborenen Vogels häufig
verwendete, gebraucht wurde.[20]
Der Phönix ist aber auch ein Symbol der Unsterblichkeit, so dass
Mary hier zum einen auf ihre
katholische Religion anspielt, aber auch indirekt damit droht, dass ihre
katholischen Verbündeten sie als eine Märtyrerin ansehen würden, falls
ihr etwas zustieße, womit sie selbst unsterblich im Gedächtnis bleiben
würde. Diese Deutung entspricht dem Motto „“En ma Fin gît mon
Commencement” , das Mary kurz vor ihrer Hinrichtung auf eines ihrer
Kleider gestickt hatte.[21] |
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Zu den einzeln überlieferten Stickereien
gehört eine Katze, die mit einer Maus spielt. Die Katze hat ein
rötliches Fell, was als eine Anspielung auf die rothaarige Königin
Elizabeth I. gesehen werden kann. Sie spielt mit der wehrlosen, grauen
Maus, als die sich Mary Stuart offensichtlich sieht.[22]
Hier liegt eine subtile Beschreibung der Beziehung zwischen den beiden
Königinnen aus Marias Sicht vor: Elizabeth missbraucht ihre Stellung als
die Überlegene, indem sie die gefangene Maria grausam und willkürlich
behandelt. |
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Eine klare politische Aussage enthält auch die
Darstellung einer Schildkröte, die an dem Stamm einer gekrönten Palme
heraufklettert. Das Motto lautet „Dat Gloria Vires“[23].
Hier steht die Schildkröte als ein Symbol für Geduld, Ausdauer und
Weisheit, während die Palme den Triumph über die Sünde und den Tod
darstellt. Somit kann diese Stickerei als Triumph der Geduld und
Ausdauer Marias über die Sünde Elizabeths gedeutet werden, die belohnt
wird durch die Krone, die die Schildkröte letztlich erreichen kann,
zumal ihr ehrenhaftes Verhalten ihr Stärke verleiht.
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Die von Maria Stuart und Bess of Hardwick und
ihren Bediensteten hergestellten Stickereien basieren nicht nur auf von
der hochgebildeten Maria Stuart gewählten Vorlagen und Entwürfen. Auch
Bess of Hardwick war trotz ihrer eher den Grundsätzen des Landadels
folgenden Erziehung ein „product of the same Christian humanist culture
as many of her elite contemporaries, and it was her sharp intellect […]
that helped her win their praise.[24]
Allerdings sprach Bess nur Englisch, so dass zu vermuten ist, dass sie
sich den allergrößten Teil des erforderlichen Wissens durch
Übersetzungen Maria Stuarts aneignete.[25]
Unter Bess von Hardwicks Oberaufsicht wurden fünf große Wandbehänge
angefertigt, von denen vier erhalten sind: Zenobia, Lucretia, Penelope
und Artemis werden als Beispiele für die Fähigkeit von Frauen, eine
politische bzw. moralische Führungsrolle
einzunehmen.[26]
Mithilfe ihrer Kenntnisse der antiken Mythologie und Geschichte nahm
Bess of Hardwick mit diesen Stickereien an der Debatte ihrer Zeit über
das, was wir heute die Frauenfrage nennen würden, teil. Alle Wandbehänge
sind nach dem gleichen Schema komponiert: drei Figuren befinden sich
nebeneinander, getrennt durch ionische Säulen. In der Mitte wird jeweils
die zentrale Figur der Mythologie bzw. Geschichte dargestellt, flankiert
von zwei Figuren, die jeweils eine der hervorstechenden Tugenden
personifizieren.[27]
Es
wird angenommen, dass sich Bess selbst am meisten mit der Darstellung
der Penelope identifizierte, die ebenfalls eine „weibliche“ Handarbeit
dazu nutzte, um die Entscheidung über ihr Leben selbst zu treffen.[28]
Edelmut, Tapferkeit, Besonnenheit, Großzügigkeit,
Keuschheit, Beständigkeit, Treue, Beharrlichkeit und Geduld sind die
Tugenden, die hier als Vorbilder für Frauen gezeigt werden. Sie sollen
beweisen, dass Frauen sehr wohl imstande sind, sich für das Wohl ihrer
Familie und ihres Landes erfolgreich einzusetzen.[29] |
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Die Darstellungen der Stickereien, die von
Mary Stuart und Bess of Hardwick entworfen wurden bzw. deren Entwurf von
ihnen in Auftrag gegeben wurde, gehören jedoch – jedenfalls teilweise -
nicht nur in den Kontext der Auseinandersetzung zwischen Elizabeth I.
und Maria Stuart, sondern sie gehören insgesamt in den Geist der
Renaissance: Wissbegierde und Wissensdurst kennzeichnen diese Epoche und
gehören zum Menschenbild der Zeit. Dabei galt es insbesondere für
Frauen, eine sozial akzeptable Balance zwischen Aneignung von Wissen und
Teilnahme am öffentlichen Diskurs einerseits und Aufrechterhaltung ihrer
Rolle als fleißige und fromme, auf das Haus ausgerichtete Frau zu
erreichen. Grund für diese Schwierigkeit war, dass, ausgehend von der
biblischen Erzählung, in der Lots Frau sich dem göttlichen Befehl
widersetzt und sich auf der Flucht umdreht, um zu sehen, was mit Sodom
und Gomorrha geschieht,
woraufhin sie zu einer Salzsäule erstarrt[30],
Wissensdurst mit Neugier gleichgesetzt wurde und als eine speziell
weibliche Schwäche gesehen wurde.[31]
Dagegen wurde nach anfänglichem Zögern Wissensdurst bei Männern als
sozial akzeptabel angesehen und gehörte zu den Merkmalen einer
männlichen Elite.[32]
Frauen fanden einen Ausweg aus ihrem Dilemma, indem sie die angeblich
charakterbildende und moralisch wünschenswerte Handarbeit mit der
Aneignung und Verinnerlichung von Wissen verbanden. Sie nutzten
Illustrationen in vorwiegend naturwissenschaftlichen Büchern über die
Tier- und Pflanzenwelt
sowie auch Figuren aus den wiederentdeckten Texten antiker Autoren für
die Erstellung von Stickvorlagen, wobei sie Bilder mit einem Motto
und/oder einem Text unterlegten, um komplexe Ideen auszudrücken.[33]
Dabei mussten sie nicht nur auf die Illustrationen in den
naturwissenschaftlichen Büchern zurückgreifen, sondern auch die
Kommentare in diesen Büchern einbeziehen sowie mit anderen Quellen
dieser Art vergleichen, um eine akkurate Darstellung zu erreichen. Die Umsetzung erforderte auch eine wohlüberlegte
Wahl der Farben und des Stickmaterials.[34]
Diese Arbeit setzte nicht nur die entsprechenden Ressourcen für die
Bücher, sondern auch Bildung und Zeit und natürlich das oben bereits
genannte Interesse an naturwissenschaftlichen Erkenntnissen voraus. Mary
Stuarts und Bess of Hardwicks Stickereien spiegeln damit die
zeitgenössischen Gewohnheiten bezüglich wissenschaftlicher Sammlungen
wider.[35]
Sie dienen aber gleichzeitig als Gedächtnisstützen, was ungemein wichtig
war in einer Zeit, in der neue Erkenntnisse in schneller Folge gewonnen
wurden und sich verbreiteten und in der es somit wichtig war, auf dem
Laufenden zu bleiben, um am gelehrten Diskurs teilnehmen zu können. Man
kann sie als „weibliche“ Gegenstücke zu den Kuriositätenkabinetten und
den zahlreichen Notizbüchern der damaligen männlichen Welt sehen. |
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Zusammenfassend kann man durchaus sagen, dass
die Stickereien der Maria Stuart und der Bess of Hardwick quasi eine die
Regeln der Rollenverteilung in der Gesellschaft umstürzende Teilhabe an
den ideellen Entwicklungen der Zeit propagieren und als Ermunterung an
andere Frauen gesehen werden können, aus dem ihnen auferlegten
Rollenbild auszubrechen. Inwieweit das gelungen ist, lässt sich nur
schwer nachvollziehen, denn in den allermeisten Fällen ist nicht
bekannt, wo Stickereien dieser Art aufbewahrt und über den Kreis der
gemeinsam arbeitenden Frauen gezeigt wurden oder ob sie auf nicht
öffentliche Bereiche eines Hauses beschränkt wurden, um eine Familie
gegen politisch oder religiös orientierte Gegner nicht zu gefährden.[36]
Man kann jedoch vermuten, dass Maria Stuart und Bess of Hardwick die den
Stickereien innewohnende Botschaft sehr wichtig war. Sie benutzten,
obwohl ihnen zahlreiche Helferinnen zur Seite standen, überwiegend den
Kreuzstich, der es ihnen erlaubte, viele einzelne Teile in relativ
kurzer Zeit anzufertigen und der somit den Absichten der beiden Damen
gerecht wurde. |
[1] Vgl.
https://www.vam.ac.uk/articles/prison-embroideries-mary-queen-of-scots
[abgerufen am 23.4.2023]
[2] Vgl. Morris, Francis: English
Domestic Embroidery at the Metropolitan Museum of Art
https://www2.cs.arizona.edu/patterns/weaving/articles/nb45_emb.pdf
S.30 [abgerufen am 23.4.2023]
[3] Vgl. ebda.
[4] LaBouff, Nicole: Embroidery and
Information Management: The Needlework of Mary Queen of Scots and Bess
of Hardwick Reconsidered.- In: huntington library quarterly
vol. 81, no. 3, S. 316
[5] Davidson, Peter: Review of Bath,
Michael: Emblems for a Queen: The Needlework of Mary Queen of Scots,
London, 2008
https://www.euppublishing.com/doi/pdf/10.3366/inr.2010.0007
[abgerufen am 22.7.2023]
[6] Vgl. LaBouff, Nicole: An Unlikely
Christian Humanist: How Bess of Hardwick (ca. 1527– 1608) Answered “The
Woman Question”.- In: Sixteenth Century Journal XLVII/4 (2016), S. 852
[7] Vgl. Leaflet zur Ausstellung The
Queen´s Embroideries in Edinburgh Castle:
https://www.edinburghcastle.scot/media/1127/mqos-replica-embroideries-leaflet.pdf
[abgerufen am 23.4.2023]
[8] Vgl.
http://www.annatextiles.ch/publications/maria/maria.htm [abgerufen
am 23.4.2023]
[9] Vgl. Wardle, Patricia: The
Embroideries of Mary, Queen of Ascots: Notes on the French Background
http://media.handweaving.net/DigitalArchive/articles/nb81_em1.pdf S.
4 ff.
[10] Vgl.
https://www.vam.ac.uk/articles/prison-embroideries-mary-queen-of-scots
[abgerufen am 25.7.2023]
[11] Vgl. Ebda.
[12] Vgl. LaBouff, Nicole: Ebroiodery
and Information Management, a.a.O., S. 317
[13] Vgl. Wardle, Patricia: a.a.O.,
S. 9
[14] Vgl. LaBouff, Nicole: Embroidery
and Information Management, a.a.O., S. 323
[15] Vgl.
http://www.annatextiles.ch/publications/maria/maria.htm [abgerufen
am 23.4.2023] und
https://www.vam.ac.uk/articles/prison-embroideries-mary-queen-of-scots
[abgerufen am 23.4.2023]
[16] Vgl. Davidson, a.a.O.
[17] Vgl.Wardle, Patricia: a.a.O., S.
73
[18] Die Entschlossenheit/Tatkraft
wird stärker dadurch, dass sie verwundet wird.
[19] Davidson, Peter:a.a.O.
[20] Vgl. Leaflet zur Ausstellung The
Queen´s Embroideries in Edinburgh Castle:
https://www.edinburghcastle.scot/media/1127/mqos-replica-embroideries-leaflet.pdf
S. 2 [abgerufen am 23.4.2023]
[21] Vgl.
https://olivialongueville.com/2016/02/09/mary-queen-of-scots-in-my-end-is-my-beginning/
[abgerufen am 25.7.2023] und
https://erenow.net/biographies/maryqueenofscotsantoniafraser/23.php
[abgerufen am 25.7.2023]
[22] Vgl.
https://www.vam.ac.uk/articles/prison-embroideries-mary-queen-of-scots
[abgerufen am 23.4.2023]
[23] Ehre gibt Kraft
[24] LaBouff, Nicole: An Unlikely
Christian Humanist, a.a.O., S. 847
[25] Vgl. LaBouff, Nicole: An
Unlikely Christian Humanist, a.a.O., S. 859
[26] Vgl. LaBouff, Nicole:
An Unlikely Christian Humanist, a.a.O., S. 857
[27] Vgl.
https://www.theepochtimes.com/bright/remarkable-english-renaissance-wall-hangings-the-noble-women-3687465
[abgerufen am 22.7.2023]
[28] Vgl. LaBouff, Nicole: An
Unlikely Christian Humanist, a.a.O., S. 857
[29] Vgl. LaBouff, Nicole: An
Unlikely Christian Humanist, a.a.O., S. 858
[30] Vgl. Bibel, Altes Testament, 1.
Buch Mose 19,26
[31] Vgl. Brooks, Mary M.: Performing
curiosity: re-viewing women’s domestic embroidery in seventeenth-century
England.- In: The Seventeenth Century 32 (2016)
https://www.academia.edu/64733242/Performing_curiosity_re_viewing_women_s_domestic_embroidery_in_seventeenth_century_England
[abgerufen am 21.7.2023]
[32] Vgl. Ebda.
[33] Vgl. Cawthorne, Sarah: Mary,
Queen of Scots (1542–1587 CE), Elizabeth Talbot (1527–1608 CE) and
members of the Queen’s household: The Oxburgh Hangings (1569–1585 CE).-
In: Wills,
Hannah/Harrison, Sadie et al (Hrsg.): Women in the History of Science. A
Sourcebook, London 2023, S. 71
[34] Vgl. Cawthorne, Sarah: a.a.O.,
S. 73
[35] Vgl. LaBouff, Nicole: Embroidery
and Information Management, a.a.O., S. 319 ff.
[36] Brooks, Mary M.: a.a.O.