Blick vom
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Das Bild wurde von Benita Bockholt und Jana Kohlmann bearbeitet. |
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Blick vom Café Josty auf den Potsdamer Platz, um 1930.- In: http://germanhistorydocs.ghi-dc.org/sub_image.cfm?image_id=4201&language=german |
Bildkomposition Das
Foto ist in zwei Ebenen geteilt: im Vordergrund die Terrasse des
Cafés Josty, im Hintergrund das Großstadtleben auf dem Potsdamer Platz.
Die Bäume begrenzen die Gemütlichkeit des Cafés zur herrschenden Hektik
auf dem Potsdamer Platz. Es entsteht ein Kontrast. Es herrscht keine
Symmetrie, da die Dynamik des Großstadtlebens verdeutlicht werden soll.
Der Fotograf erfasst mit seinem Foto sechs verschiedene Personen, die im
Café Josty verweilen. Dabei ziehen zwei Männer, die sich angeregt zu
unterhalten scheinen, den Blick des Betrachters auf sich. Die abgebildeten
Personen sind der damaligen Mode entsprechend gekleidet. Sowohl die Männer
als auch die Frauen tragen Hüte. Im
Zentrum des Fotos befindet sich ein fünfeckiger Verkehrsturm, getragen
von fünf Säulen, der zu jeder der fünf Seiten eine Uhr zeigt. Hinter
der Terrasse des Cafés Josty sind
zehn Personen zu erkennen. Die Hektik der Großstadt wird durch ihre Körperhaltung,
die eiligen Bewegungen, die Stress ausdrücken, unterstrichen. Auf
der linken Bildhälfte werden die Infrastruktur und das Verkehrswesen
gezeigt. Autos, Busse und Straßenbahnen verdeutlichen die flexible
Modernität und gute Verkehrsanbindung. Hinter
den fahrenden Verkehrsmitteln ist im Hintergrund eine Reihe von Gebäuden
zu erkennen, durch die die Größe des Platzes verdeutlicht wird. Zentral
hinter dem Verkehrsturm ist ein altes Torhaus im griechischen Stil zu
erkennen. Hinter dem Torhaus erstrecken sich einige hochgewachsene Bäume.
Auf
der rechten Seite des Bildes liegt das mehrstöckige Grand-Hotel Bellevue,
welches architektonisch durch symmetrische Anordnung der Fenster glänzen
kann. Die gesamte Komposition des Hotels ist nicht zu erkennen, da es übereck
gebaut ist. Daraus resultiert der Eindruck, dass für die zahlreiche Bevölkerung
nur wenig Fläche vorhanden war und viel Platz auf wenig Fläche
geschaffen werden musste. Vor dem Hotel ist reges Treiben zu beobachten.
Es fahren Straßenbahnen und Fußgänger kreuzen die befahrene Straße. Der Vordergrund des schwarz-weißen Fotos ist eher dunkel gehalten, hingegen lenkt die helle Lichtführung den Blick des Betrachters auf den Potsdamer Platz, weg vom Café Josty. |
Gesamtdeutung Das
Foto, das aus dem Café Josty aufgenommen worden ist, zeigt das Großstadtleben
um 1930 in Berlin. Aufgenommen wurde das Foto aus der Sicht eines Cafébesuchers
und bietet einen guten Überblick über den Potsdamer Platz. Die Aufnahme
verdeutlicht den Kontrast zwischen der Hektik des Alltags und der Ruhe im
Café. Durch
die vielen Verkehrsmittel werden die Flexibilität und der technische
Fortschritt symbolisiert. Der Verkehrsturm, der in der Mitte des Potsdamer
Platzes steht, zeigt an, dass der technische Fortschritt nicht aufzuhalten
ist. Die
zu sehenden Gebäude drücken Luxus und Wohlstand aus. Dies ist jedoch
nicht mit den Lebensstandards der durchschnittlichen Bürger zu
vergleichen. Aufgrund der Weltwirtschaftskrise waren weite Teile der Bevölkerung
arbeitslos und verfügten nur über wenig Geld. So
wird ein Kontrast zwischen luxuriöser Architektur und dem
entbehrungsreichen Alltag der breiten Bevölkerung dargestellt. Es soll
das Großstadtleben gezeigt werden, dafür ist das Beispiel des Potsdamer
Platzes sehr gut geeignet, denn er stellt den Mittelpunkt einer
neuen Ära da. Durch Bildelemente wie Straßenbahn, Bus und Auto
wird verdeutlicht, dass der Potsdamer Platz als Verkehrsknotenpunkt gilt.
So wie der Platz fünf Straßen miteinander vereint, so vereint er auch
viele Menschen, die täglich den Platz passieren und an dem Großstadtleben
teil haben. Das
Großstadtleben war um 1930 etwas völlig Neues. Es begann gerade erst die
Zeit, in der sich Metropolen wie Berlin entwickelten. Die Menschen zogen
von ländlichen Regionen immer mehr in die Städte auf der Suche nach
Arbeit und verbesserten Lebensqualitäten. Erst
Anfang des 20. Jahrhunderts wandelte sich Berlin allmählich zur Großstadt.
Mit der Stadterweiterung war auch der Massenverkehr ausgebaut worden. Bald
erschienen die ersten Hochhäuser. Das abgebildete Hotel Bellevue stellt
einen immer noch modernen Gebäudekomplex dar, obwohl seine Architektur
eine typische Gründerzeitarchitektur ist. Die moderne Architektur sah
glatte Fassaden und große Fensterfronten vor im Gegensatz zum Stuck und
Dekor der Gründerzeitbauten. |